Was taugt Nokias PureView-Kamera im Lumia 920

Vor der gestrigen Veranstaltung war es fast klar, dass Nokia ein Windows Phone 8 Smartphone mit PureView präsentieren wird. Dabei schwang stets das ungute Gefühl mit, dass das Smartphone keine 41 Megapixel wie das Symbian-Gerät Nokia PureView 808 erhalten kann, Windows Phone – bzw. der verbaute Chip – unterstützt maximal die Hälfte. Das Megapixel bei einer Kamera nicht alles sind und es viel mehr auf die verbaute Kamerahardware ankommt hat Nokia auf dem gestrigen Event eindeutig bewiesen, bei dem Smartphone Lumia 920 ((Update) Neue WP8 Smartphones Nokia Lumia 820 und Lumia 920 sowie NFC- und Lade-Zubehör und Apps (Bilder und Videos)) liegt der Fokus eher auf Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen und der optischen Bildstabilisation. Ob das Smartphone in der täglichen Praxis ebenso überzeugt wie unter Nokias „Laborbedingungen“ 🙂 muss sich allerdings noch in der Praxis zeigen.

Die Kamerahardware

  • Carl Zeiss Objektiv
  • F/2,0 Blende
  • 1/3” Sensorgröße
  • BSI sensor (Back Side Illumination, Deutsch: rückwärtige Belichtung)
  • 8,7 Megapixel
  • Floating lens (fortschrittliche optische Bildstabilisation)

Zunächst Videos und Bilder

Nachtsfotos mit Konkurrenz Smartphone

Und mit dem Nokia Lumia 920

Optische Bildstabilisation

Links ein Konkurrenzsmartphone, Rechts das Nokia Lumia 920.

Vergleichsfoto mit Lumia 920, Galaxy S3 und iPhone 4S geschossen.

Die Blende des Nokia Lumia 920

Eine F/2.0 ist mit das beste was in einem Smartphone verbaut wurde, die Zahl gibt an wie weit sich die Blende offnen kann. Einfach gesagt, je weiter desto besser, da mehr Licht einfallen kann. Womit ein gutes Bild steht oder fällt. Ein weiterer Vorteil, die Kamera kann schneller auslösen, da die Belichtung schneller abgeschlossen ist. Bei dieser Angabe gilt, dass eine kleinere Zahl hinter dem f/ besser ist (f/8, f/4, f/2, f/1,4 …).

Der Sensor im Lumia 920

Der von hinten beleuchtete Sensor (BSI-Sensor, back-side illuminated) ist keine neue Erfindung und bereits im HTC Titan 2, vielen Samsung Smartphones und auch dem iPhone verbaut. Die Technik sorgt allerdings abermals dafür, dass mehr Licht von dem Sensor aufgenommen werden kann, was – wie beschrieben – zu besseren Fotos führt.

Eine Anmerkung zu den Nokia-Werbevideos: die Videos wurde mit Prototyp-Hardware erstellt, dies erklärt Nokia auf die mysteriöse Spiegelung bei 0:29 und auf Auffälligkeiten in den anderen Videos angesprochen.

“Hinterher ist man immer klüger, aber wir hätten von Anfang an einen Hinweis einbauen sollen, dass es sich hierbei nur um eine Darstellung von OIS handelt und das Video nicht mit einem Lumia 920 aufgenommen worden ist.”

So Nokia zu dem OIS-Demonstrationsvideo.

Sensorgröße

Die Sensorgröße ist ebenfalls ausschlaggebend, auch hier gilt, je größer desto besser. Insbesondere dies ist ein Teil der Smartphone-Hardware an welchem viele Herstelle oft sparen, ein Grund wieso trotzt hoher Megapixel nur mittelmäßig Bilder geschossen werden können. Das Lumia 920 verfügt über einen 1/3 inch Sensor und schlägt damit die meisten Smartphones.

Jetzt wird klar wieso die Diskussion über die Kameraqualität nicht nur durch die Anzahl der Megapixel bestimmt werden kann. Laut Nokia hätte eine höhere Megapixelanzahl sogar negative Einflüsse auf die Bildqualität gehabt, schließlich benötigt jedes Pixel entsprechend Licht. Heißt in der Schlussfolgerung, dass Kameras mit einer hohen Megapixelanzahl oftmals eine schlechte Bildqualität bei schlechten Lichtverhältnissen haben.

OIS und Floating lens, bzw. optischer Bildstabilisator und bewegte Linse

Schaut man sich die Videos und Bilder, welche mit dem Nokia Lumia 920 angefertigt wurden an wird klar, dass Megapixel nicht alles sind und „PureView“ im Lumia 920 eher die verbaute Software in Kombination mit dem Kamerasensor ist. Dabei entspricht die Sensor-/Bildstabilisation der einer Digitalkamera. Der Bildsensor ist dabei auf kleinen Motoren montiert, welche Bewegungen/Schwingungen des Smartphones von 1 bis 10 Hz. ausgeleichen. Dies verhindert Bewegungsunschärfe bei der Aufnahme. Eine hardwarebasierte Lösung, wie die „Floating lens“-Technologie ist besser als eine Softwarelösung. Laut Nokia ist diese Technologie der Schlüssel um auch bei Nacht sehr gute Bilder zu schießen (siehe Fotos).

Fazit und Lumia 820

Nokia Lumia 900, Lumia 920 und 808 PureView

Nun wird klar wieso die gezeigten Bilder des Lumia 920 bei Nacht so überzeugen. Dennoch ist die Verwendung des Begriffes PureView meiner Meinung nach etwas ungerechtfertigt, schließlich wurde das Nokia PureView 808 trotz seines rückständigen OS als sehr gutes Kamerasmartphone mit 41 MP wahrgenommen. Nokia möchte mit dem Lumia 920 im „Kamerafahrwasser“ des 808 schwimmen, verbaut dann allerdings aus Marketingsicht nur eine 8 Megapixel-Kamera. PureView im 808 funktioniert zudem so, dass Fotos mit 41 Megapixel geschossen und diese dann auf beispielsweise acht Megapixel verkleinert werden, so kann die Qualität jedes einzelnen Pixels immens erhöht werden. Das Nokia Lumia 920 verfügt nicht über das im 808 angewendete Verfahren (höchstens ein Foto wird beispielsweise auf drei Megapixel verkleinert …) und trägt – ohne Wertung was nun besser, bzw. schlechter ist – somit etwas irreführend diesen Begriff.

Bezüglich des Lumia 820 heißt es, dass es ebenso eine sehr gute Smartphonekamera besitzt (es hat keine PureView-Technik, allerdings einen besseren Sensor sowie erweitere Kamera-Software), sich damit allerdings auf einem Niveau mit Top-Smartphones bewegt.

Weitere Details im Nokia PureView White Paper

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2 Responses

  1. Ich da recht optimistisch was die Kamera des Lumia 920 angeht. Größerer Sensor sollte eigentlich schon einen erheblichen Vorteil bringen und 8,7MP reichen da locker aus, denn wie man bereits weiß, sind Megapixel nicht alles. Die Fotos und das eine Video sind auf jeden Fall sehr gut, wenn die ohne Tricks entstanden sind und es in der Praxis ähnlich aussieht.

  2. rome sagt:

    Habe das Lumia 920. Hatte vorher das N8 und ich muss sagen, es ist 80% Marketing und 20% bessere Bildqualität.

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